Zum Thema: Flugrouten und Fluglärm
Am 6.9.2010 hat die Deutsche Flugsicherung (DFS) neue Entwürfe für die Abflugrouten vom BBI bekannt gegeben. Diese sind zwar nicht formaler Bestandteil des Planfeststellungsverfahrens und können noch Anpassungen unterliegen. Nichtdestotrotz bestätigte die DFS 2006 nocheinmal die bis dahin zugrunde gelegten Routen gegenüber dem BBI (Schreiben BBI), obwohl sie bereits 1998 auf die Notwendigkeit abknickender Routen bei unabhängigem Parallelbetrieb der Start- und Landebahnen hingewiesen hatte (Schreiben DFS 1998). Dies erscheint schwer nachvollziehbar, da der BBI von vornherein aus Gründen der Wirtschaftlichkeit für einen unabhängigen Parallelbetrieb ausgelegt war. Das komplexe Dreiecksverhältnis zwischen BBI – DFS – Infrastrukturministerium präsentiert sich den betroffenen Bürgern nun als circulus vitiosus.
Zeuthen, das bisher gar nicht vom Fluglärm betroffen gewesen wäre, würde nun insbesondere bei Ostwind von startenden Maschinen direkt überflogen werden. Ein paar Informationen sowie Kartenmaterial finden Sie u.a. auf der Homepage der DFS. Anzumerken ist, dass es sich bei diesem Material um den Stand von 2007 handelt, unschwer daran zu erkennen, dass Zeuthen und Eichwalde nun nicht mehr durch unbesiedelte Flächen getrennt sind.
Genaue Informationen aus offizieller Quelle gibt es leider wenig, ein Punkt, der zu Recht kritisiert wird. Ganz im Gegenteil wird sogar von der DFS noch ausdücklich daraufhingewiesen, dass Informationen über die neuen Anflugrouten vertraulich sind und nicht an die Presse weitergegeben werden sollen (Informationsschreiben DFS September 2010). Leider scheint dies die Vorwürfe zorniger Bürger, man hätte wohl bewusst auf eine rechtzeitige Information verzichtet um Bürgerproteste zu vermeiden, zu bestätigen.
Die potentiell betroffenen Bürger müssen natürlich so früh wie möglich wissen, in welcher Höhe mit Überflügen zu rechnen ist und wie die zu erwartende Lärmbelastung sein wird. Die DFS benutzt dazu u.a. das Planungstool NIROS. Im persönlichen Gespräch mit einem Mitarbeiter der DFS haben wir erfahren (pers. Mitteilung M. Henkel), dass in Zeuthen in ca. 600 – 1000 m überflogen würde und somit zu den am stärksten betroffenen Gemeinden gehören wird. Darüber hinaus handelt es sich bei den eingezeichneten Flugrouten nicht um Linien. Vielmehr wird in einem Korridor mit etwa 1 km Breite gestartet. Die Konsequenz ist, dass ganz Zeuthen mit einem Lärmkorridor überzogen werden wird.
Abbildung: geschätzte Fluglärmzonen der Startbahn Süd bei Start nach Osten. Bei diesen Angaben handelt es sich nur um Näherungen auf Basis der von der DFS angegebenen Flughöhen und des dadurch zu erwartenden Schallpegels. Berücksichtigt ist u.a. auch der Sichtanflug (äußere, hellblaue Linie). Nicht abgebildet ist der zusätzliche Lärm durch landende Flugzeuge. (Schätzung: Prof. M. Weinelt). Größere Abbildung bitte klicken: geschätzte Lärmzonen (farbig, ganzseitig).
Zeuthen liegt aktuell in der südlichen Einflugschneise von Tegel und wird in 2- 3000 m Höhe von landenden Maschinen überflogen – subjektiv ist dies sicher das kleinere Übel. Einen Überblick über aktuelle Flugbewegungen bekommt man bei der DFS über Stanly_Track. Das Alternativ-Angebot des Deutschen Fluglärmdienstes e.V. bietet zudem den Vorteil, dass man die aktuell gemessene Lärmbelastung ebenfalls abrufen kann. Hierzu den Punkt Messwerte anwählen.
Durch die Nähe zum Flughafen bei gleichzeitiger Fluglärmfreiheit haben sich auch viele Menschen, die in entsprechenden Branchen arbeiten, in Zeuthen niedergelassen. Auf diese Sachkompetenz kann die Bürgerinitiative jetzt zurückgreifen. Die Arbeitsgemeinschaft Flugrouten hat es sich zum Ziel gesetzt, die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit der neuen Abflugrouten zu hinterfragen. Alternativen, die eine Nettoentlastung von Lärm bedeuten, sollen ebenfalls geprüft werden. Die Ergebnisse dieser Arbeit sollen, gestützt durch Fachgutachten, der DFS und der Lärmschutzkommision unterbreitet werden.
Unser primäres Ziel ist ein Beibehalten der parallelen Abflugrouten, also der ursprünglichen Planung, für die Abflugrouten Richtung Osten. Unabhängig davon sind die Abflugrouten Richtung Westen zu diskutieren, die im Fokus der anderen, kooperierenden Bürgerinitiativen stehen. Alternativen, die Schulzendorf, Eichwalde und Zeuthen sowie die weiter östlich gelegenen Ortschaften unberührt lassen stehen wir aufgeschlossen gegenüber und wollen sie prüfen.
Über die weitere Entwicklung werden wir in Zukunft noch ausführlicher berichten können.
(K. Klugewitz)